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09.07.19

So.

Erste Station ist erreicht!

Und wir sind sogar verhältnismäßig pünktlich losgekommen!
Leider ist das Wetter echt nicht gut, 17 Grad, bewölkt.

Wo ist der Sommer hin?

Nun also Leipzig.

Michael war vor 40 Jahren mal da, ich noch nie.

Unsere Fahrtstrecke führte uns zunächst über Land, wir sind nun mal keine Autobahnfans. Aber schließlich landeten wir doch auf der A 14 und kurvten mal schnell durch Magdeburg, weil wir diese Stadt auch noch nicht kannten. Im 30jährigen Krieg wurde Magdeburg fast völlig zerstört und das merkt man immer noch! Vielleicht hätten wir doch aussteigen sollen! Immerhin der Dom ist sehenswert!

Gegen 17.00 Uhr erreichten wir dann Leipzig und fanden auch schnell das Penta-Hotel, das wir uns ausgesucht hatten. Auch ohne Buchung bekamen wir ein Zimmer, sehr schön! Ein cooles Hotel, sehr stylisch!

Es liegt fußläufig ca. 10 Minuten von der historischen Innenstadt entfernt, und nach dem Einchecken machten wir uns auf den Weg. Es war noch alles sehr belebt und natürlich gibt es auch die üblichen Ketten, aber auch eine Anzahl kleiner, netter oder exklusiver Geschäfte. Leipzig wurde übrigens 1165 gegründet und war seitdem eine Messestadt und auch einer der drei ältesten Universitätsstädte. Mit dem Namen der Stadt verbunden sind auch Johann Sebastian Bach (der hier in der Thomaskirche als Kantor wirkte und auch in Leipzig starb), sowie Wagner, Clara und Robert Schumann, Telemann und noch einige andere Musiker.

Trotz der Zerstörungen im 2. Weltkrieg (und dem Abriss einiger historischer Gebäude während der DDR-Zeit) befinden sich in Leipzig etliche Bauten verschiedener Epochen, unter anderem Passagen, die ehemals zur Leipziger Messe genutzt und später zu Ladenstraßen umgebaut wurden. So z.B. die 1912 bis 1914 errichtete Mädlerpassage, auch bekannt durch die Gaststätte Auerbachs Keller (Goethes Faust).

Wir hatten also gut was zu sehen auf unserem Spaziergang! Manches wollen wir morgen vertiefen!

Zu Abend aßen wir im Restaurant "Swiss Break", logischer Weise Schweizer Küche, die ganz lecker war.

Um 21.00 Uhr waren wir dann wieder im Hotel!

10.07.19

Um es kurz zu machen: Wir sind immer noch in Leipzig!

Aber der Reihe nach: Als wir heute früh aufwachten, schien die Sonne – sehr schön!
Die Frühstückszeit um acht Uhr war nicht so klug gewählt – es saß nämlich eine ganze Busladung da – etwa aus Hemsbach? Aber wir fanden noch ein Plätzchen – und das Frühstück war gut und hatte alles, was man brauchte. Dann schrieb ich erstmal an unserem Blog und so war es elf Uhr, als wir zu Fuß aufbrachen, den Weg kannten wir ja.

Unser erstes Ziel war das zeitgeschichtliche Forum, dass sich direkt im Zentrum gegenüber dem alten Rathaus befindet. Eröffnet wurde es 1999 und der Eintritt ist kostenlos. Es ist ein Ausstellungs-, Informations- und Dokumentationszentrum.

Zusätzlich zur ständigen Ausstellung („Unsere Geschichte  Diktatur und Demokratie nach 1945“ -siehe dazu oben unter den Specials), die sich mit dem Leben und auch der Unterdrückung in der DDR beschäftigt, finden wechselnde Sonderausstellungen statt, zur Zeit zum Thema „Vereine“ und „Comics aus der Mosaik-Zeitschrift“. Alles sehr, sehr interessant, bewegend und toll dargestellt! Witzig war, dass man zu Beginn Puzzles legen konnte. Mit „Im Land der Saurier“ (Ein Mosaik-Comic Titel von 1962) beschäftigten wir uns eine geraume Weile und schafften sogar, dass Puzzle zusammen zu setzen.

Danach war es Nachmittag und wir gingen gegenüber zum Naschmarkt (auf dem vor der „Alten Börse“ auch das Goethe Denkmal steht), um bei „Alex“ ein Käffchen zu trinken und ein Stückchen Kuchen zu verspeisen. Wir entschieden uns, im Hotel noch eine Nacht zu verlängern. Und Michael lief zurück, um zu prüfen, ob das funktioniert (was es problemlos tat – wir bekamen sogar unser altes Zimmer 249 wieder). Währenddessen ging ich zur Thomaskirche, die ich gerne noch sehen wollte. Einer der beiden ältesten Kirchen Leipzigs (zusammen mit der Nikolaikirche) und Sitz des Thomaner Chors, der allerdings zur Zeit Ferien hat. Eine Wirkstätte Bachs, deswegen steht er auch als Statue davor!

Anschließend traf ich mich wieder mit Michael und wir liefen noch durch „Specks-Hof“ (einer ebenfalls sehenswerten Ladenpassage) zur Nikolaikirche. Dort fand gerade eine halbe Stunde der Andacht mit Orgelspiel statt, was wir uns anhörten. Das war unverhofft und wunderschön!

Die Nikolaikirche selbst wurde über die Grenzen Leipzigs bekannt als zentraler Ausgangspunkt der friedlichen Revolution im Herbst 1989.

Nach einem kurzen Shopping Zwischenspiel (Stationary und eine neue Hose – die alte hat einen sehr stylischen Riss – für Michael) besorgten wir uns noch was zu futtern (auf Essen gehen hatten wir keine Lust) und kehrten dann zum Hotel zurück.

Michael ging tatsächlich noch zum Kiesern (im Specks-Hof, mit sehr großen Räumen und Minimum drei Geräten jeder Art) und nun sitzen wir in der Lounge des Hotels und planen den morgigen Tag (wobei wir immer noch nicht wissen, wie es weitergeht – wir werden sehen).

11.07.19

Als wir heute früh aus dem Hotel aufbrachen, machte Michael den Vorschlag, mal zum Völkerschlachtdenkmal zu fahren (genauer gesagt kamen wir da zufällig auf dem Weg nach – vermutet – Dresden/Chemnitz - vorbei). Er kannte es noch von einem DDR-Besuch aus dem Jahr 1980. Das Völkerschlachtdenkmal wurde zur Erinnerung an die Völkerschlacht zu Leipzig errichtet und ist 91 Meter hoch. 100 Jahre nach der Schlacht wurde es eingeweiht. Vorgelagert ist der „See der Tränen“, ein künstlich angelegter See, der die Tränen der Völker, die um ihre Gefallenen trauern, symbolisiert. Die Völkerschlacht fand vom 16.-19.10.1813 auf dem Gebiet, auf dem heute das Denkmal steht, im Rahmen der Befreiungskriege statt und führte zu einer Niederlage Napoleons. Man kann über verschiedene Treppen bzw. auch einen Aufzug nach oben gelangen und hat von der obersten Plattform eine fantastische Fernsicht. Danach schauten wir uns noch das kleine Museum über die Ereignisse der napoleonischen Befreiungskriege an, bei dem uns ganz besonders eine Art Nachrichtenfernsehsendung auffiel, die auf moderne Korrespondentenart über die Völkerschlacht berichtete (z.B. in Form von Interviews). Sehr originell gemacht.

Dann überlegten wir uns nach Profen zu fahren, welches in Richtung Zeitz-Gera liegt – wobei wir uns gar nicht sicher waren, ob er aufgrund des nahegelegenen Braunkohleabbaus überhaupt noch existiert. Michaels Familie väterlicherseits stammt von dort, und auch mich interessierte es, weil ich früher schon Geschichten über den Ort gehört hatte. Leider sind in Profen viele der schönen Fachwerkhäuser zerfallen und unbewohnt. Trotzdem hat der Ort immer noch unglaublichen Charme mit seinen kopfsteingepflasterten Straßen und dem Dorfplatz (an dem der Gasthof „Zur Eiche“ steht, der uns sehr gefiel). Die Kirche stammt aus dem Jahre 1485 und steht etwas erhöht. In Profen wurde früher Braunkohleabbau betrieben.

Michael rief spontan seinen Vater an und der konnte den Ort noch sehr genau beschreiben (war bis zu seinem 14. Lebensjahr dort). Das Großelternhaus ist vermutlich abgerissen, aber das Haus von Michaels Urgroßmutter steht noch. Irgendwie war das Ganze ziemlich emotional, so auf den Spuren der Vergangenheit zu wandern.

Wir fuhren dann weiter nach Zeitz und waren regelrecht schockiert, dass viele der schönen alten Gründerzeithäuser Ruinen sind. Das ist wirklich traurig! Schloss Moritzburg haben wir leider nur von weiten gesehen (irgendwie führten die Schilder dorthin genau daran vorbei). Wir überlegten dann, in Gera zu übernachten, da es bereits später Nachmittag war. Das Novotel ist nett und gefällt.

Zu Abend aßen wir im „Rhodos“, nur 300 Meter entfernt, es gab leckerer Fischplatte (und zu unserer Überraschung war der Laden sogar komplett voll).

Leider regnet es momentan. Mal sehen, wo wir morgen übernachten werden.

12.07.19

In der Nacht hat es geregnet, morgens war es aber wieder trocken und sonnig. Wir frühstückten im Wintergarten des Hotels und kauften noch schnell etwas Wasser im nahegelegenen Supermarkt ein.

Dann machten wir uns auf den Weg.

Da wir beide das Erzgebirge nicht kannten, war dies unser heutiges Ziel, zumal man von dort aus auch leicht nach Tschechien gelangen kann. Unser erstes Ziel war Zwickau. Bei schönem Wetter (Sonne und 24 Grad) erschien uns die Stadt recht ansehnlich, aber die Straßenführung etwas unübersichtlich war, fuhren wir nur ein wenig durch die Stadt und dann weiter. Dann kamen wir in den Ort Schneeberg. Schneeberg befindet sich schon mitten im Erzgebirge, einer wunderschönen, grünen, waldigen Gegend mit sanft geschwungenen Hügeln. Erinnerte uns ein wenig an Bayern. In Schneeberg parkten wir und gönnten uns im „Venezia“ (warum heißen die Eisdielen bloß immer so?) ein Spagetti-Eis zum Nachmittag: Lecker!

Anschließend ging es nach Annaberg (wo wir nicht anhielten, da es dort wie aus Kübeln goss) und nach Oberwiesenthal. Beide Orte sind sehr schön und touristisch voll erschlossen. Hauptsächlich wird wohl Wintersport betrieben, aber auch zum Wandern und Radfahren ist die Gegend bestens geeignet. Und für Kunsthandwerk natürlich!

Spontan beschlossen wir, uns ein Hotel zu suchen, da es bereits 16.30 Uhr war. Die „Sachsenbaude“, (ein komplett allein stehendendes Gebäude nicht weit vom Gipfel des Fichtelberges entfernt) bot sich an und war auch noch überraschend günstig. Ein wunderschönes und großes Zimmer mit tollem Bade bekamen wir. Nach dem Einchecken fuhren wir noch auf den Fichtelberg (weil wir nicht wussten, wie nahe dem Gipfel dem Hotel war), der höchsten Erhebung im sächsischen Teil des Erzgebirges (1150 Meter). Es war oben ganz schön kühl und windig! Eine Seilbahnstation und mehrere Sessellifte führen vom Tal hinauf. Und auch ein Hotel gibt es dort oben. Anschließend fuhren wir noch etliche Kilometer durch das Erzgebirge über Rittersgrün in Richtung Pöhla und erfreuten uns an den kleinen schmucken Dörfern wie zum Beispiel Ehrenzipfel und Globenstein.

Leider war bei Pöhla die Straße wegen Bauarbeiten, sodass wir keinen Rundweg fahren konnten. Also kehrten wir auf gleichen Weg ins Hotel zurück.

Michael suchte sich noch ein paar Wanderwege hoch zum Fichtelberg und kam zum Glück rechtzeitig vor dem Gewitter wieder zurück.

Zum Abendessen setzten wir uns ins Hoteleigene Restaurant (mit Begrüßungsschild). Das Essen (Salat mit Offenkartoffeln und Stampfkartoffeln) war eigentlich ganz gut – unterirdisch nur die unprofessionelle Bedienung und die Tatsache, dass wir fast 40 Minuten auf das Essen warten mussten.

Hier gibt es einen Pool, aber wir gehen lieber schlafen.

13.07.19

In der Nacht hat es ziemlich stark geregnet und am Morgen war alles in dichten Nebel getaucht.

Nach dem guten Frühstück (Erdbeeren und Ananas) warfen wir noch einen kurzen Blick auf die Milchsuppe am Fichtelberg und fuhren dann über die nahegelegene Grenze (keine Ahnung, wo die bei dem Nebel war) nach Tschechien.

Zunächst erstmal wieder mit der Frage: Gibt es hier Euro oder bezahlt man in Kronen? Es geht häufig beides, wie wir nun wissen. Ein Euro sind ca. 25 Kronen.
Unsere erste Station war Karlsbad (Karlovy Vary) eine alte Kurstadt mit imposanten Bauten aus der Gründerzeit, vielen pompösen Hotels und einer Promenade mit diversen Quellen unter Kolonnaden für gutes schwefelhaltiges Wasser („Würg“)!
Alles, ob jung oder alt, rennt mit Schnabeltassen umher, um sich das köstliche Nass zu schöpfen: ob’s was wirkt. Wir haben probiert, aber eine Tasse mochten wir nun doch nicht kaufen!

Einen Geysir gibt es in der Stadt auch, sehr interessant. Ansonsten ist Karlsbad voller Touris (vorwiegend Asiaten und Russen) und es gibt viel zu gucken. Wir nahmen uns genügend Zeit dazu. Zwischendurch gab es mal einen Guss, aber ansonsten reichlich Sonne.

Wir fuhren dann weiter in südlicher Richtung (Pilsen) und stießen dann nach einer Weile auf den Hinweis „Klaster (Kloster) Tepla“! Kloster Tepla? Das kannten wir doch von einer Übernachtung aus dem Jahre 2008! Damals war noch viele quasi im Dornröschenschlaf, vieles unrestauriert und unperfekt. Das hat sich nun wirklich geändert.
Überall gibt es mehrsprachige Tafeln zur Klostergeschichte, viele Gebäude sind schon restauriert, Wege angelegt und man kann einen Rundgang durch den Park (vorbei an der alten Mühle) unternehmen. Das Kloster war auch sehr gut besucht, was uns freute.
Kaffee und Kuchen genehmigten wir uns im dortigen Restaurant noch, bevor es weiterging. Gerade die ländlichen Gegenden in Tschechien sind wunderschön. Wir haben Störche gesehen, einen Fasan und uns an der Natur erfreut. Allerdings fahren viele Tschechen wie die Henker! Sie überholen riskant und kleben einem an der Stoßstange. Scheint trotzdem zu funktionieren, denn einen Unfall haben wir glücklicherweise nicht gesehen (Auch wenn eine Fahranfängerin uns beinahe zweimal erwischt hätte – unglaublich).

Die Suche nach einem Hotel an der Strecke erwies sich dann als gar nicht so einfach.  Entweder waren die „Pensions“ unattraktiv oder schlichtweg nicht vorhanden. Auch in Pilsen gab es nicht Passendes für uns. So entschlossen wir uns, auf der deutschen Seite zu suchen. Dort hatte ich dann auch wieder Netz, was die Sache vereinfachte. In Markt Neukirch zu den heiligen Bluten (wer denkt sich nur diese Namen aus?), gab es ein schönes Zimmer auf dem Berg im Gasthof „Kolmsteiner Hof“. Frau Stumreiter, die Inhaberin, war ganz entzückend. Lecker Brotzeit gab’s am Abend noch für uns. Und dann ab ins Bett mit seinen dicken Federkissen!

14.07.19

Das Wetter war heute Morgen nicht unbedingt besser. Immerhin regnete es (fast) nicht. Aber beim Frühstück klarte es zumindest soweit auf, dass wir beschlossen, uns auf dem Pilgerpfad noch ein paar Kilometer die Beine zu vertreten, nachdem wir uns von Frau Stumreiter verabschiedet hatten und mit den Damen aus Nürnberg und Umgebung – die wohl einen Frauenausflug nach Neukirchen gemacht haben (Ist eine Stunde jetzt Wandern oder Spazierengehen?“/ „Das hier ist jetzt so richtig norddeutsches Wetter“ ) - noch ein paar Worte gewechselt haben. Dann waren wir zunächst in der falschen Richtung unterwegs (wir wollten nicht nach Furth im Wald) und kamen so in den Genuss der vierten Durchfahrt durch Neukirchen – was aber nichts machte: der Ort ist nett.

Gegen halb zwölf waren wir dann auf dem Weg in Richtung Nationalpark Bayerischer Wald – was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten und nur ahnten. Das Wetter (bedeckt) passte irgendwie zu der Landschaft und störte uns gar nicht. Wir fuhren auf einer landschaftlich schönen Strecke in Richtung Bayerisch Eisenstein. Der Bayerische Wald gefiel uns sehr gut. Harmonische Landschaft, reiche Ortschaften (ein ganz anderer Eindruck, als die Orte im benachbarten Tschechien), unendlich viele Pensionen (aha!), geschwungene Wiesen und viel Wald. Alles dampfte und tropfte vom Regen der Nacht. Kurz vor Zwiesel entdeckten wir die Abfahrt zum „Nationalparkzentrum Falkenstein“. Und so bekamen wir langsam mit, dass wir uns wirklich in einem Nationalpark befanden (die Damen von heute früh sprachen schon davon). Wir bogen ein in die Bahnhofstraße und wunderten uns etwas: Ein Bahnhof? Mitten im Wald und im Nichts? – Tatsächlich ist das so. Die „Wald-Bahn“ bringt die Wanderer aus – vermutlich – Cham hierher in die Zentren des Nationalparkes. Ziemlich gute Sache. Der untere Bereich (Parken – kostenpflichtig) des Nationalparkzentrums Falkenstein war noch eher unspektakulär. Das änderte sich aber in dem Moment, indem man hoch zum „Haus der Wildnis“ ging. Dort wurde es richtig spektakulär mit abgegrenztem und sehr großem Wildgehege und einem wirklich imposanten Gebäude (dem „Haus der Wildnis“) mit Restaurant, Shop (klar) und Infobereich (der allerdings wohl noch werden muss) und einem Übersichtsturm. Das kann sich wirklich mit amerikanischen Nationalparks messen – wenn nicht noch mehr (denn es sollte noch spektakulärer werden.

Es ging weiter zum Nationalparkzentrum Lusen. Und dort erwartete uns ein wirklich überwältigender Baumgipfelpfad (was sicherlich auch die Menge an Besuchern erklärte). Nach einer kurzen Stärkung nahmen wir den Baumwipfelpfad in Angriff, was für Christina aufgrund der ungewöhnlichen Höhe keine einfache Übung war, ihr aber hervorragend gelang.

Dieser Pfad hat eine Gesamtlänge von 1.300 Metern (inklusive der Rampe im überwältigenden Turm) und eine Höhe von 8 bis 25 Metern und dem 44 Meter hohen Turm. Ein überwältigender Anblick von Innen und ein toller Ausblick von oben über den Bayerischen und Böhmischen Wald. Das ist die 9,50 Euro Eintritt mehr als wert.

Bevor der Regen wieder anfing (und das Gewitter) waren wir schon wieder unterwegs in Richtung Passau. Das wir aber links liegen ließen und gleich nach Vilshofen durchfuhren.

Und da ging dann die Welt unter: einen derartig langandauernden und extrem heftigen Starkregen haben wir wirklich noch nie gesehen. Unser Caddy fuhr teilweise durch regelrechte Seen auf der Straße hindurch. Die Sicht war fast gleich null und Wasserfälle schossen aus den Anhöhen auf die Straßen und verschmutzten sie nicht unerheblich. Das wurde erst etwas besser, als wir in Vilshofen einfuhren. Unsere erste Wahl in Winddingens (vergessen – aber das Hotel hieß „Grüner Anker“ und der Wirt war ganz traurig mich wieder in den Sturzregen zu schicken - „ich bekomme gleich eine Gruppe“) passte also nicht und wir ruderten mit unserem U-Boot weiter in Richtung Vilshofen. Auch dort konnten wir keine Einigung finden und so fuhren wir hoch nach Hundsöd (diese Namen!!), wo wir im „Schlemmerhof“ etwas fanden.

Das Abendessen war nicht übel (Käseplatte und Kartoffelbratlinge mit Salat) und dann ging es – nach der üblichen digitalen Aufarbeitung des Tages – ins Bett. Mal sehen, wie das hier in der Nacht so wird.

15.07.19

Das Frühstück heute Morgen, vom Chef persönlich serviert, war ganz nett, aber so richtig begeistert waren wir vom Hotel nicht. Besonders gestört hat uns der Essensgeruch im ganzen Haus. Und der Fön funktionierte irgendwie auch nicht richtig.

Das Wetter war schön und wir freuten uns auf den Tag, als wir gegen 10.30 Uhr aufbrachen (ziemlich früh für uns). Die erste Station war Passau (nachdem wir durch Vilshofen noch eine Runde gedreht haben). Passau erinnert uns ein wenig an Regensburg! Es liegt malerisch am sog. „Drei-Flüsse-Eck“ von Ilz, Inn und Donau. Viele Kirchen gibt es, von denen wir zwei besichtigten (den Dom natürlich – sehr ausladend und barock – und die Klosterkirche Niedernburg, das genaue Gegenteil, schmucklos und schlicht. Übrigens liegt da die heilige Ursula). Mir haben beide gefallen. Die Altstadt von Passau ist wirklich sehenswert mit ihren kopfsteingepflasterten Gassen, den verzierten Häusern und den vielen Möglichkeiten zur Einkehr. Wir nutzen diese Möglichkeit auch und tranken im „KaffeeInn“ am Residenzplatz Kaffee und Saftschorle. Uns gefielen auch die vielen kleinen Inhabergeführten Läden. An der Uferpromenade mit schönen Ausblicken machten wir noch einen Spaziergang. Es lagen einige Flusskreuzfahrtschiffe vor Anker (riesige Dinger). Einigen Passagieren konnte man direkt auf die Teller sehen. Nach diesem schönen Abstecher ging es mit dem Auto weiter parallel zu Donau in Richtung Süd-Osten. Bei Neustift im Markt überquerten wir die Grenze und waren plötzlich und ohne Aufwand in Österreich. Als erstes fiel der günstige Dieselpreis auf (1.20 zu 1.38). Wir fuhren weiter in Richtung Linz und buchten diesmal im Internet (es lebe das Roaming) bei Booking.com ein gut bewertetes Hotel in der Altstadt, dass Star Inn Comfort Hotel mit eigener Garage. Modern, schlicht und nicht zu teuer.

Nach dem Einchecken unternahmen wir noch einen Erkundungsspaziergang und aßen dann syrisch und sehr lecker „Ayam Zaman“ zu Abend.

Michael machte dann noch allein einen Rundgang in Richtung Donau.

Und nun gute Nacht!

16.07.19

Ein langer Tag - daher erstmal nur Stichworte:

Sehr entspannte und ruhige Nacht.
Frühstück im Bett (bei Honeder um 6.45 Uhr Kaffee und Teilchen besorgt).
Spaziergang hoch zum Botanischen Garten.
Vorab noch geklärt, was unser Hotel mal war: eine Realschule. 1851 von Adalbert Stifter (ja, genau: der) gegründet. Und Ludwig Wittgenstein war der Schüler. Vielleicht war unser Zimmer ja sein Klassenraum? Ob da was abfärbt?
Dann noch etwas durch die Stadt gelaufen.
Mariendom besucht - großartig.
Ein paar kleinere Kirchen besichtigt.
Und natürlich noch - wenn man schon mal da ist - eine Linzer Torte gegessen. Nicht mein Ding. Weiter nach Graz. Irgendwie ahnten wir, dass wir da heute nicht ankommen.

Wunderbare Fahrt durch Oberösterreich und die Steiermark und dort durch den Kalkalpen Nationalpark (noch nie von gehört) und durch das Enns-Tal - Grandiose Strecke. Sagenhaft. Aber verrückte Autofahrer hier - mit Hang zum Risiko.

In Steyr haben wir uns in einem überwältigenden Spar-Markt (amerikanische Verhältnisse) mit Picknickmaterial versorgt (Schwarzbrot mit Käse und Joghurt mit Blaubeeren und äh Sushi). Der Ort selbst: naja.

Natürlich fanden wir dann keinen Picknick-Site. War ja klar.
Erst nach einem gewaltigen Umweg in Richtung St. Gallen (wir folgten einem Schild "Informationszentrum", dass sich aber irgendwie verlor) fanden wir in "Altmarkt in St. Gallen" einen Platz, wo wir zu Mittag (um 17.00 Uhr) essen konnten.

Weiter über Leoben in Richtung Bruck an der Mur gefahren (wer kennt es nicht?) - 15.000 Einwohner und der zweitgrößte Marktplatz von Österreich. Na, wenn das nichts ist.

Um 19.00 Uhr waren wir in Bruck und entschieden uns für das Hotel Landskron (Details siehe "Hotels"). Spaziergang durch den Ort - viel Leerstand dort.

Feierabend. Langer Tag. Der Fluss rauscht. Morgen nach Graz.

(Text von Mib)

17.07.19

Nachdem wir uns Bruck an der Mur gestern Abend schon angesehen hatten – und damit vermutlich alles gesehen haben, was es hier zu sehen gibt (vielleicht mal abgesehen von den Resten der Burg auf dem Berg, die allerdings recht interessant aussieht), hielten wir uns in Bruck nicht länger auf.

Das Frühstück in unserem 80iger Jahre Hotel war ok. Nichts Besonderes – wenn man von dem wirklich leckeren (und leider nicht identifizierbaren) grünen Pudding mal absieht. Aber wir konnten zum ersten Mal draußen auf einer Terrasse frühstücken. Und das gab dem Frühstück natürlich einen ganz besonderen Anstrich.

Trotzdem waren wir also diesmal für unsere Verhältnisse relativ früh unterwegs (auch wenn uns unser sehr großes Zimmer durchaus gefallen hat).

Unser Ziel war Graz, dass wir uns ansehen wollten, um dann weiter zu fahren in Richtung – na, vermutlich Italien.

Aber es sollte anders kommen.

Auf dem Weg (natürlich NICHT auf der Autobahn – und das nicht nur wegen der lästigen Maut) entdeckte ich kurz hinter Bruck ein großes Schild „Bärenschützklamm – noch zwei Kilometer“. Zufällig hatte ich am Morgen in einer Werbezeitschrift über Bruck davon gelesen. Das sollte DIE Attraktion der Umgebung sein. Das interessierte mich natürlich und ich überredete Christina dazu, einen „kurzen“ Abstecher dahin mal zu wagen.

Der „kurze“ Abstecher sollte dann fast vier Stunden dauern.

Zunächst war die Klamm nicht leicht zu finden. Mit Ausschilderungen hat man es hier nicht so. Man fängt groß an und dann…. hört es plötzlich auf. Bei Pernegg hielten wir zur weiteren Orientierung und Nachfrage (die Antwort half auch nicht wirklich weiter) an der „Frauenkirche“. Da Christina gerade ihre Leidenschaft für barocke Kirchen entdeckt hat, warfen wir einen Blick hinein. Auffallend waren die vielen Brandflecken auf den Kirchenbänken der linken Seite. Haben die Besucher in vergangenen Jahrzehnten da ihre Tabakspfeifen vielleicht abgelegt? Und rechts saßen die Nichtraucher? Gut möglich (nachzusehen übrigens im Menü oben unter „Image 4“).

Wir fuhren weiter und fanden (eher durch Zufall) den oder die Parkplätze (so genau war das nicht zu erkennen – alles etwas chaotisch) zur Bärenschützklamm. Die Aussagen der vorhandenen Unterlagen gingen hinsichtlich der Dauer eines Besuches der Klamm von 1 ½ Stunden bis 7 Stunden. Ich akzeptierte den unteren Bereich und vereinbarte mit Christina, mir die Klamm mal anzusehen. Sie wollte da nicht mit („Leitern“; „Abgründe“ usw.) und sonnte sich am Wagen. Ich hoffte in zwei Stunden wieder da zu sein. Es wurden dann allerdings 3 Stunden und 20 Minuten. Der Weg war doch ziemlich lang – und ganz schön heftig. Schlussendlich war es ein Rundweg von 8 Kilometern. Der Rückweg über die Klamm war wohl nicht zu empfehlen (die Leitern wieder runterklettern) und wurde auf meinem Weg hoch auch nur von 4 Personen durchgeführt, die vermutlich umgekehrt sind.

Der erste Aufstieg zum „Kassahaus“ (wo man die 3,20 Euro Eintritt für die Klamm bezahlen muss) sollte eine Stunde sein. Der war in 30 Minuten zu schaffen. Allerdings waren das schon höllisch anstrengende 30 Minuten. Extrem steile und steinige Aufstiege. Wenn es dann allzu steil wurde, wurde zumindest der Weg besser. Bei der Hitze ein echtes Vergnügen.

Die Klamm fing dann eher verhalten an. Ein paar Treppen und Stege über den Gebirgsbach. Das änderte sich dann aber bald und man war angesichts der Tiefe, die überwunden werden musste, doch recht froh über das – wenn auch wackelige – Geländer. Die größte Furcht dabei war aber wohl, das Handy bei Fotoaufnahmen auf den Leitern aus der Hand rutschen zu lassen. Das wäre dann nämlich futsch gewesen.
Erst spät stellte ich fest, dass auf der Eintrittskarte eine Art Plan über die einzelnen Phasen des Aufstiegs enthalten war. Ungenau zwar – aber immerhin. Ich wunderte mich nämlich, dass so überhaupt keine Angabe auf dem Weg zu finden waren. Nichts, was mal auf einen Umstand „sie sind fast da“ oder „genau, dass hier ist die Klamm“ hingewiesen hätte. Und so wunderte ich mich von Felsen zu Felsen immer mehr, wann denn dieser Wahnsinn langsam mal zum Ende kommen würde. Aber nach 1 ½ Stunden (verzögert natürlich nur durch Kameraaufnahmen und höchstens ein- zweimal Luft holen) war dann endlich das ersehnte Schild „Ausstieg“ da.

Ein toller Trip über wilde Schluchten, felsige Kanten und mit großartigen Ausblicken. Ein echtes Highlight. Wer in der Gegend ist, sollte das sich unbedingt ansehen. Ein wenig Schwindelfrei sollte man dabei aber sein.

Oben ging ich dann noch 15 Minuten weiter zur Anhöhe, weil ein verheißungsvolles Schild „Jausenstation Guter Hirte“ auf Flüssigkeit hoffen ließ. Da ich ja nur kurz wegbleiben wollte, hatte ich kein Wasser mit dabei. Sehr clever.

Dort oben gönnte ich mir daher erstmal ein Radler. Himmlisch.

Für den Rückweg wollte ich dann außen herum wieder runter zum Parkplatz laufen. Hielt ich für leichter. War es aber nicht. Der Rückweg war mindestens genauso steil und steinig und alles andere als leicht – von einigen ebenen Stellen mal abgesehen.

Aber egal: das war es wert. Tat mir nur leid, dass Christina so lange warten musste.

Wir machten uns dann gleich wieder auf den Weg und hielten ein paar Kilometer hinter der Klamm am „Lembacher Hof“ bei Frohnleiten und planten das weitere Vorgehen (Brotzeit – fleischlastig – und Kartoffelsalat – nicht fleischlastig). Graz im Vorbeigehen uns anzusehen, konnten wir knicken – es war schon 17 Uhr.  Also beschlossen wir, dort zu übernachten und am nächsten Morgen weiter zu fahren. Wir entschlossen uns für etwas Luxus und buchten online das NH-Hotel in der Altstadt.

Nach einem kurzen – ungewollten – Abstecher über die Autobahn (mal sehen, was da kommt), waren wir am frühen Abend dann in Graz. Das Hotel fand sich schnell und gefiel uns. Trotz des – zumindest für mich – anstrengenden Tages, machten wir uns nochmal auf den Weg in die direkt neben dem Hotel am Karmeliterplatz gelegen Altstadt, gönnten uns ein Eis und bekamen einen ersten Eindruck der Stadt (und schauten uns natürlich auch wieder eine Kirche an: die Stadtkirche zu Graz. Wie alle anderen natürlich katholisch). Und dieser Eindruck gefiel uns ziemlich gut. Wir überlegten, ob wir nicht länger bleiben wollen, denn uns wurde klar, dass es hier einiges zu sehen gab.

Wir wollten mal abwarten – aber insgeheim war es schon ausgemacht: Wir bleiben zwei Nächte hier.

(Text von Mib)

18.07.19

Wir frühstücken heute nicht im Hotel, sondern sehr lecker in einem Café in der Sporgasse, Brot mit Avocadocreme und Lachs bzw. Pilzen und Ei.

Dann entschieden wir uns, den Schlossberg zu erkunden.

Der Schlossberg bildet den Kern der historischen Altstadt von Graz. Er liegt am Ufer der Mur, 123 Meter über dem Grazer Hauptplatz. Zu erreichen ist er über 260 Stufen vom Schlossplatz aus (dem sogenannten Kriegssteig, im Ersten Weltkrieg angelegt), über eine Zahnradbahn, einen Fahrstuhl im Innern oder auf verschiedenen Wegen (z.B.) vom Karmeliterplatz aus. (Wir nahmen übrigens den Lift).

Allein der Gang in den Stollen war sehr interessant. Der Stollen im Berg diente der Bevölkerung als Luftschutzbunker - und wir wussten gar nicht, dass es dort Luftkämpfe gab, peinlich. Errichtet wurde er zu Beginn des Zweiten Weltkrieges von Fremdarbeitern, ein unrühmliches Kapitel.

Auf dem Schlossberg hat man einen wundervollen Blick über Graz und die umliegende Gegend. Man kann noch ein wenig höher steigen und auch, wenn ein eigentliches Schloss nicht mehr existiert, so gibt es doch - neben der Aussicht - noch viel zu betrachten: Kasematten, die Stallbastei mit der Kanonenhütte, Brunnen, den Glockenturm von 1588 mit der Glocke "Liesel" und die blumengeschmückte Bürgerbastei (heißt so, weil sie zu Kriegszeiten von den Grazer Bürgern verteidigt werden musste; die restliche Festung unterstand dem Landesfürsten). Dazu nicht zu vergessen den Uhrturm, das Wahrzeichen von Graz (Interessant übrigens: hier sind der Stunden- und der Minutenzeiger vertauscht - merkt man aber gar nicht).

Wir tranken noch etwas in dem Biergarten oben und liefen dann über die Treppe (Kriegssteig) nach unten.

Im Stollen gibt es übrigens einen Weg vom Schlossplatz zum Karmeliterplatz, recht unheimlich beleuchtet. Dort finden wohl in den Nebenräumen Events und Konzerte statt. Das passt zu einer Stadt wie Graz, die eben nicht nur geschichtsträchtig und ehrwürdig, sondern auch hip und jung erscheint!

Unser nächstes Ziel war dann das Museum für Geschichte, das sich ganz in der Nähe befand. Es ist in einem ehemaligen Palais untergebracht. Auf drei Ebenen kann man Ausstellungen über verschiedene geschichtliche Themen ansehen, die eng mit der Steiermark verknüpft sind. So beispielsweise "Populäre Musik in der Steiermark 1900 bis 2000" mit vielen Hörbeispielen und auch Filmausschnitten. Oder "Die Steiermark geht baden", über Badekultur.

Eine ständige Ausstellung ist das "Schaudepot", 2000 Objekte aus der kulturhistorischen Sammlung zu vielen Lebensbereichen.

Zum Schluss "Bertl und Adele", über zwei Jugendliche aus Graz, die den Holocaust erlebten mit vielen Informationen zur jüdischen Kultur. Sehr bewegend!

Danach liefen wir noch über die Mur, um uns auf der anderen Seite umzusehen. Die Altstadt erscheint so groß! Im "Café Centraal" gab es noch etwas zu trinken, und dann schlenderten wir zum Hauptplatz, wo wir das Rathaus anguckten (Darmstadt ist übrigens Partnerstadt von Graz seit 1968) und uns im "Manner-Shop“ mit Gebäck eindeckten.

Dann zurück zum Hotel, es sah inzwischen ein bisschen gewittrig aus.

Nach einer Pause radelte Michael noch ein bisschen durch die Stadt, mir reichte es aber für heute!

Es war wieder ein toller Tag, ganz nach unserem Geschmack!

19.0.7.19

Weil der Tag nun doch recht lang  war, nur ein paar Worte zum heutigen Freitag.

NEIN - wir sind noch nicht in Italien. Aber theoretisch haben wir ja noch vier Tage. Auch wenn unsere Klamotten langsam dünn werden (zur Sicherheit daher heute noch heute ein paar .... egal). Jedenfalls stehen wir jetzt wenigen Kilometer vor dem Wörthersee (Klagenfurt). Man sagt, das sei nicht weit entfernt von Italien. Mit zwölf Tagen Anfahrt an das Ziel, haben selbst wir einen persönlichen "der Weg ist das Ziel"-Rekord erreicht. Also machen wir uns nichts vor: Italien war dann wohl doch nicht das Ziel. Aber das macht auch nichts. Wir haben bisher wieder viel gelernt. Zum Beispiel, wie wunderbar Österreich ist. Früher - in jüngeren Jahren - war Österreich für uns eher "verschlafen", "verstaubt", "langweilig". Ist es aber gar nicht. Das Land hat was. Selbst wenn man keinen Hang zu "sportlichen Aktivitäten" hat.

Und seine Nachbarn sind auch nicht zu verachten.

Wie gesagt: Es war ein langer Fahrtag (wenn auch nicht der längste). Aber irgendwie haben wir jetzt doch den Ehrgeiz, zumindest nach Italien zu kommen. Auch wenn wir – wie oben geschrieben – uns inzwischen keiner Illusion mehr hingeben: Italien war nur die Überschrift. Und wie gesagt: Österreich entpuppt sich als ganz anders, als wir es in Erinnerung oder unserer Vorstellung (=Vorurteil) gehabt haben. Hier passt wirklich alles zusammen. Auch wenn das Land doch sehr „dem Fleisch verfallen“ ist. Aber Kässpatzle gehen immer (diese Speise scheint hier wirklich regional sehr unterschiedliche Namen zu haben).

Am Morgen verabschiedeten wir uns von Graz und unserem Hotel (noch nicht wissend, dass wir jetzt zwei doch sehr alternative Unterkünfte vor uns haben werden). Graz hat uns wirklich sehr gut gefallen. Na schön: Auch die Aussenbezirke von Graz haben so ihre Eigenarten. Industriegebiete, Brachen, leichter (wirklich nur leichter) Verfall und weniger schöne Gestaltungen. Aber so ist das halt. Die Innenstadt bleibt aber fantastisch. Unbedingt sehenswert.

Dank eines gewaltigen Umweges über die slowenischen Berge (Codename "das Land der Skipetaren"), der sich aber von der Landschaft her gelohnt hat (auch wenn wir immer noch nicht genau wissen, wo wir eigentlich wirklich waren), aber zeitlich doch etwas gekostet hat, sind wir jetzt in Eberstein in Kärnten, in einem sehr alternativen Hotel gelandet. Schräg, aber interessant ist es bei Herrn Tessmann.

Slowenien - wir wussten natürlich wieder mal gar nichts (!) über das Land, hat uns auch gefallen. Sicherlich ist der Unterschied zum nahe gelegenen Österreich nicht so wahnsinnig groß. Aber das Land und die Landschaft wirken noch viel uriger und wilder. Das gilt auch für die Straßen hoch in die Berge. Fantastische Wege, mit viel Spaß beim Fahren.

Vielleicht finden wir morgen noch Zeit, ein paar Worte zu diesem Roadtrip durch die slowenischen Berge zu schreiben (und vielleicht klären wir auch, wo wir eigentlich waren).

Langsam kommt Ruhe in das Haus (wir nennen es "das Landschulheim").

Es ist 23.00 Uhr und langsam wird es Zeit, ins Bett zu gehen.

(Text von Mib)


20.07.19

Die Überschrift muss einfach am heutigen Tag so sein. Heute vor 50 Jahren landeten die beiden Astronauten auf dem Mond (na gut, streiten wir uns nicht um einen Tag mehr oder weniger). Und wir beide sind heute – fast zu exakt gleichen Zeit (jahaa – es war damals der 21.07.69) – in Italien gelandet. Endlich. 

Und genauso wie die beiden Jungs damals, haben wir uns hier auch nicht lange aufgehalten. Schnell rein, ein paar Fotos geschossen und etwas Mondgestein gesammelt (in unserem Fall war das Hartkäse) und dann nichts wie zurück zur Erde. Was für uns Austria bedeutete. 

Und nun sind wie hier auf der Alm in Quarantäne – bildlich gesprochen. Denn wenn wir gestern dachten, die Unterkunft kann kaum noch schräger werden, dann lagen wir damit falsch. Unsere Almhütte ist noch schräger.

Jedenfalls reizte uns Italien diesmal in diesem Teil des Landes nicht. So spektakulär die Anreise über Slowenien auch war, dieser Teil der Dolomiten gefiel uns nicht. Landschaftlich großartig. Aber auch ziemlich verlassen und desolat. Das gesamte Gebiet scheint erst zum Winter aufzuwachen. Hoffen wir zumindest. Sicherlich tat auch der bedeckte Himmel seinen Teil zu dieser Ansicht dazu. Jedenfalls entschieden wir uns in Tollmare, nachdem wir Parmesan eingekauft hatten, weiter über den Plockenpass zurück nach Österreich zu fahren.

Aber der Reihe nach.

Am Morgen verabschiedeten wir uns von Ilmar Teschmann und seiner Frau Mama ("Die Norddeutschen reden sonst nicht so von uns" - ich hatte ihr Haus gelobt. Die leichte Verwirrung meinerseits über die ganzen esoterischen und religiösen Schulungen habe ich mir verkniffen. Obwohl "Lerne Frau zu werden - mit Amreih" hätte mich gereizt). Aber egal. Das war schon nicht schlecht und das Abendessen gestern Abend, als "Ersatz" für das doch recht kleine Zimmer, war klasse. Dann nervte allerdings der hohe Kinderanteil und der damit verbundene Lärmpegel (meistens von den Eltern: "Charleen-Deveraux - LAAAAAAAS das") doch etwas. Also Abflug und herzliche Verabschiedung von Ilmar ("Komense doch a moal wieda") und dann ab nach Italien.

Nach kurzer Planung (und einem notwendigen Zwischenstopp auf einer Blaubeerplantage („Waaas? – wir müssen selber pflücken?“), entschieden wir uns dann nochmal spontan Italien von slowenischer Seite aufzurollen. Vor allem weil dies bedeutete, dass wir über den Loiblpass fahren durften. Und Pässe gefallen uns. Auch wenn wir uns schon lange von der Vorstellung getrennt haben, dass oben am Pass eine Blaskapelle auf die Fahrzeuge, die es geschafft haben, wartet. Schade eigentlich. Interessanterweise wurde auf der österreichischen Seite für die Einfahrt nach Österreich kontrolliert. Warum das? Sind die nicht "Schengen"? Oder einfach nur Österreich?

Das dort oben ein Aussenlager des KZ’s Mauthausen war, wussten wir nicht (wie übrigens auch wenig von der sonstigen dunklen Vergangenheit der Österreicher in der Nazizeit – die diese aber sehr progressiv aufarbeiten). Die dort versklavten Gefangenen mussten den Tunnel graben. Die ganzen 

Slowenien ist nach wie vor landschaftlich toll. Wir bewegten uns in den sog. Julischen Alpen. Aber die Orte sind jetzt nicht so der Brüller. Wir kamen hauptsächlich durch Skiorte, die jetzt im Sommer eher stiefmütterlich behandelt werden - und entsprechend aussehen. Und dann - um 15.20 Uhr - endlich: die italienische Grenze. Geschafft. Für die notwendigen Details siehe oben im Menü die Landkarte.

Wir fuhren Richtung Tarvisio - und waren irgendwie gerade nicht so angetan von Italien. Die Orte waren ebenfalls (und bestenfalls) auf Winter eingestellt. Vermutlich waren sie aber auch nur einfach erledigt. Das eher trübe Wetter tat sein Übriges.

In Tolmezzo (dem nächst größerem Ort hinter Tarvisio in den Dolomiten) trafen wir daher zwei Entscheidungen:


  1. Der nächste Supermarkt gehört uns und wir kaufen Hartkäse
  2. Wir nehmen den Plöckenpass und fahren zurück nach Österreich

Und so geschah es.

Die Pass-Straße war wieder großartig. Eng und steil, mit grandiosen Ausblicken – auch wenn die Wetterlage eher trübe war.

Kurz hinter dem Pass auf österreichischer Seite (der Waldbereich gehört zu Kötschach-Mauthen – der Name geht einem nicht wirklich leicht über die Lippe) fanden wir ein Schild am linken Fahrbahnrand vor „Valentinalmhütte – Zimmer frei“. 

Kurz entschlossen bogen wir ab und….stockten erstmal: das konnte unmöglich die Auffahrt sein. Schwere Schotterstrecke steil hoch in den Wald. Also zurück – da gab es ja noch eine andere Auffahrt an der Brücke. Vielleicht waren wir ja falsch. Aber der Weg konnte es noch weniger sein. Da kam man nur mit Mühe wieder zurück. Also was jetzt: den ersten Weg nochmal versuchen oder weiterfahren? Klar – wir versuchten es nochmal. Und wenn uns auf der Hälfte der 1 ½ Kilometer nicht ein Münchner Golf entgegengekommen wäre, hätten wir abgebrochen und wären (rückwärts) wieder runtergerollt. Aber schlussendlich fanden wir die Almhütte. Der Empfang war gewohnt herzlich. Uns überraschte zwar die Auskunft „WC und Dusche auf dem Flur ….für alle“. Unsere wohl erkennbaren leichten Zweifel wischte die resolute Wirtin aber mit dem Satz hinweg: „Glaubens mers, dös ham scho oandere geschoafft“. Na gut, da konnte wir ja nicht anders. Und Christina sagte kurzerhand: Das machen wir. Wir aßen draußen im Schatten der hohen Berge und bei sich zuziehenden Wetter noch unsere Kässpatzeln (langsam ist der Zeitpunkt erreicht, wo ich die Dinger nicht mehr sehen kann – aber die hier waren wirklich gut). Und dann gingen wir um kurz nach 20 Uhr ins Bett. Man hätte sich zwar noch in die gute Bierstube setzen können (urig war sie schon), aber die Hintergrundmusik (ÖRF 1) war’s nicht so für uns (PS: am nächsten Morgen beim Frühstück gefiel mir der Sender dann übrigens). Und irgendwie waren wir auch müde. Mangels Fernsehens (gut – interessiert uns sowieso nicht) und WLAN (also heute keine Dokumentation – auch mal ganz erholsam), schliefen wir tatsächlich schon um 21.00 Uhr tief und fest – und das bis zum nächsten Morgen.

(Text von Mib)


21.07.19

Wieder ein vollgepackter Tag und ich hoffe, ich vergesse nichts!

Kontrastprogramm, wie wir es so mögen .....

Heute wachten wir früh in unserem Zimmerchen auf, waren ja auch früh schlafen gegangen und hatten auch gut geruht. Die Dusche/Toilette am Gang war super sauber, also absolut kein Problem.
Um 7.15 Uhr saßen wir bereits am Frühstückstisch. So gesehen waren wir fast spät dran, denn viele der Wanderer waren bereits mitten im Frühstück oder bereiteten sich auf ihre Wanderungen vor. 

Alle extrem entspannt und gut gelaunt.

Wir unterhielten uns noch ein wenig mit unserer Wirtin und erfuhren (wie ich bereits vermutet hatte), dass der Sturm im vergangenen Oktober in den umliegenden Wäldern schwere Schäden verursacht hat. Die Bäume wurden wie Streichhölzer geknickt. Wirklich schlimm!

Wir entschlossen uns, noch eine kleine Wanderung in Richtung Wolayer See zu unternehmen. Michael ging noch ein bisschen weiter als ich, aber einen guten Weg haben wir doch gemacht!

Danach stiegen wir so gegen 10.00 Uhr ins Auto und fuhren in Richtung Großglockner, mit 3798 m der höchste Berg Österreichs und das Herzstück des Nationalparks Hohe Tauern.

Das Wetter war nicht so gut, es wurde zunehmend kälter und wir waren froh um unsere Jacken!

Der erste richtige Stopp war die Franz-Josef-Höhe. Der Name kommt vom österreichischen Kaiser Franz Josef I, der 1856 nach vierstündigem Aufstieg hier alles ansah! Eigentlich beachtlich!

Von hier aus hat man, wenn man einen kleinen Höhenweg raufsteigt, einen fantastischen Blick auf den Großglockner (2369 m) und den mit 8 km längsten Gletscher Österreichs (Pasterze), der sich am Fuße des Großglockners befindet. Die Klimaerwärmung merkt man leider auch hier, da der Gletscher stetig schrumpft. Wer weiß, wie lange er noch da sein wird? (Info Michael: wenn das so weitergeht, dann ist der gesamte Gletscher nach Einschätzung der Geologen im Infocenter in 35 Jahren weg).

Der Großglockner ist übrigens der höchste Berg Osterreichs und das Herzstück des Nationalparks Hohe Tauern. 

Am Ende des Weges befindet sich der "Swarovski-Pavillon (von außen wie ein Kristall geformt, in dem es eine Aussichtsterrasse und eine kleine Ausstellung zu Kristallen befindet.

Anschließend fuhren wir weiter (die Passstraße ist übrigens die höchste gelegene befestigte Passstraße Österreichs) zur Edelweißspitze (2572 m).

Hier waren es nur noch 8 Grad und sehr neblig. Eine unwirkliche Stimmung! Dazu trug auch bei, dass trotz Sonntag nicht viel los war. Aber uns gefiel es sehr. Wir futterten im Auto noch unsere Sandwiches (von gestern) und schauten uns dann um. Es lag noch reichlich Schnee! Und die Wolken waberten über die Straße! Wir konnten gar nicht genug davon bekommen.

Aber schließlich mussten wir doch wieder weiter nach unten fahren.

Murmeltiere haben wir übrigens nicht gesehen, obwohl die hier doch zahlreich vertreten sein sollen. Schade!

Der Weg führte uns in Richtung Salzburg, und weil wir es vermeiden wollten, die Autobahn zu nehmen (Mautgebühr + außerdem sieht man da nichts!), dauerte es doch noch einige Zeit, bis wir dort ankamen (PS: Einmal wurden wir doch gnadenlos auf die Autobahn geleitet und kurz darauf kam dann auch tatsächlich eine Polizeikontrolle - aber wir flutschten noch gerade so durch und das Fahrzeug hinter uns wurde angehalten. Puh).

Noch im Auto hatte ich über Booking.com ein schönes Hotel in der Altstadt gefunden: Das Hotel Wolf. Es dauerte ein bisschen, bis wir den Weg dorthin fanden (den Code für die Poller in der Altstadt musste ich erst telefonisch erfragen), aber schließlich hatten wir es geschafft.

Das Hotel ist tatsächlich aus dem Jahre 1429 und sehr stilvoll!

Das Auto kam in die Garage, ca. 5 Minuten entfernt, und wir machten noch einen abendlichen Stadtbummel mit anschließendem Abendessen bei "Camino Essbar".

Der erste Blick auf Salzburg gefiel uns sehr!

Und interessant zu beobachten war, dass in Abendgarderobe gekleidete Publikum beim Einlass in die Freilichtvorstellung von Hofmannsthals "Jedermann".

Dann aber schnell ins Hotel (im dritten Stock) und die heutige "Schreibarbeit" erledigen!


22.07.19

Kurzfassung:

Ja, wir sind noch in Salzburg. Wir wollten einfach mehr von der Stadt sehen. Und tatsächlich informierten wir uns über Möglichkeiten für den "Jedermann". Hätte es gegeben: Stehplätze für 10,- Euro. 1 1/2 Stunden vorher an der Kasse anstehen. Aber: Nächste Vorstellung erst am Donnerstag. Schade.

Als erstes nach dem Frühstück: Hoch zur Festung Hohensalzburg. Sicherheitshalber mit der Bahn - denn der Weg rauf ist gruselig anstrengend.

Interessanter Blick über die Stadt.

Tolles - und gut aufgearbeitetes Museum. Kurze und knackige Infos in bewusst einfacher Sprache. Toll. Ging gut ab auf der Festung, die letzten 900 Jahre.

Mozart Geburtshaus: Nur angesehen. War uns mit 11 Euro etwas zu viel des Guten. Interessant: die Stadt konnte 50 Jahre nach Mozarts Tod immer noch nichts mit ihm anfangen. Da musste erst ein einzelner Bewunderer damit anfangen, Mozart in Salzburg zu platzieren. Und dann ging es ab 1823 ab. 

Übrigens: erst 1890 wurden die "Mozartkugeln" erfunden. Hießen damals "Mozart-Bonbons". 
Es sieht übrigens nicht so aus, als kämen wir mal in den Genuss. Aber Marzipan ist sowieso nicht unseres.

Pause im "Pfeiferstüberl" (Großer Brauner, Johannisbersaft gespritzt und Stiegl Radler mit Fanta).

Kurze Pause und dann ins "Salzburg Museum". Auch klasse aufgebaut (Salzburgs architektonische Geschichte und Salzburg und die Musik (Mozart, "Stille Nacht, heilige Nacht" usw.). Toll, aber wir waren durch. Es reichte.

Von Christina die Moretti Aufarbeitung vom "Jedermann" geschenkt bekommen. Im Buchladen interessante Infos über die Möglichkeit der kurzfristigen Stehplätze bekommen. 10 Euro und eigentlich immer zu haben. 1 1/2 Stunden vorher am Schalter (vor der Aussenbühne) anstellen. ABER: leider gab es am Montagabend keine Vorführung. Die nächste erst am Donnerstag. Sonst hätten wir das gemacht. Kleiderordnung (gibt es die?) hin oder her.

Noch zur Erfrischung eine kleine Fahrradtour nach Lehen raus, entlang der Salzach.

Dann Abendessen beim Wok-Vietnamesen. 

Abendspaziergang an den Festspielhäusern vorbei und der Uni (leider ohne Fotomöglichkeit - da muss ich morgen nochmal hin).

Und das war es dann.

Ach ja: Und dann natürlich immer die abendliche Dokumentation des Tages. 
Wie zum Teufel haben das eigentlich die Forscher früherer Zeiten geschafft: Mörderharte Tage und dann noch Zeit diese perfekten Tagebücher zu schreiben? Rätselhaft.

Morgen machen wir uns dann auch den Rückweg.

23.07.19

Wir haben uns entschieden, nach Hause durchzufahren. Keine Übernachtung mehr. Das ist völlig ok für uns. Noch ein paar Tage im Garten verbringen und erholen (nach dem Trip haben wir Erholung aber auch nötig 😊).






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